Alle frisch gebackenen Eltern kennen sicherlich das im ersten Moment sehr ungewohnte Gefühl, wenn man seinem neugeborenen Säugling mit der Hand sanft über die Stirn und den Kopf streicht und auf einmal spürt, wie der „harte“ Schädel auf einmal ganz weich wird. Es lohnt sich, einen kurzen Augenblick mit der Hand an dieser Stelle zu verweilen, denn wer aufmerksam hineinhorcht, erspürt vielleicht sogar ein ganz subtiles Pulsieren im Rhythmus des Herzschlags.
Eine pure Faszination, die die Natur hier kreiert hat - und dies sicherlich nicht ohne Grund.
Es ist bekannt, dass die Schädeldecke bei Neugeborenen und Säuglingen nicht durchgehend verknöchert ist - anfangs besteht sie noch aus fünf Platten, die in sich flexibel sind und lediglich durch Knorpelstrukturen gestützt werden. Erst später wachsen sie langsam zusammen hin zu dem eigentlichen festen Knochen. Somit sind die Schädelknochen der Babys weich und formbar. Das, was die Eltern hier fühlen, ist diejenigen Stelle, an denen mindestens drei Platten aufeinanderstoßen und dessen Fugen kleine und größere Lücken bilden - die sogenannten Fontanellen. Oftmals wissen Eltern gar nicht, dass es nicht nur die eine große Fontanelle oberhalb der Stirn gibt, sondern - zumindest anfangs - gleich sechs Fontanellen.
Das ist von Natur aus so, damit der verhältnismäßig große Kopf während der Geburt durch den relativ schmalen Geburtskanal der Mutter passt. Zudem wirken während der Geburt verschiedenste Kräfte auf das Baby ein. Einerseits schieben die Wehen, andererseits lenkt der Geburtskanal. Idealerweise presst sich das Baby mit dem Schädel; dabei schieben sich in manchen Fällen die Schädelknochen sogar kurzzeitig mehrere Millimeter übereinander.
Aber auch nach der Geburt ist die offene „Schädeldecke“ von großer Bedeutung. Durch diese ist die Hirnentwicklung bei Säuglingen erst möglich. In den ersten zwei Lebensjahren wächst das nämlich Gehirn am stärksten. Wäre der Schädel bei der nach der Geburt bereits geschlossen, wäre dieses Wachstum gar nicht erst möglich. Die Verknöcherung der Knorpelfugen beginnt somit erst mit dem 9. Lebensmonat. Die Strukturen verfestigen sich und behalten ihre bis dahin gegebene Kopfform von nun an bei. Positiv gesehen kann man bis dahin die Kopfform korrigieren, negativ gesehen muss man bis dahin reagieren, denn bis zum Ende des ersten Lebensjahres bildet sich die endgültige Kopfform des Babys aus.